Vielen registrierten Usern mit Zugriff auf die "Hamstergeschichten" wird die Entwicklung unserer Goldis Karlchen und Felix hinreichend bekannt sein. Aber auch für unregistrierte Besucher dürfte es interessant sein zu sehen, welche Lebensfreude Hamster entwickeln können, sobald sie ihrem Vorleben in einem viel zu kleinen Käfigknast entkommen sind.
Ich möchte betonen, dass sowohl Karlchen als auch Felix zwar aus unzureichender Käfighaltung stammen, jedoch keineswegs unter solch katastrophalen Bedingungen (Gruppenhaltung, Verwahrlosung) zu leiden hatten wie viele der Notfellchen, die von der Hamsterhilfe aufgenommen werden. Beide waren augenscheinlich in einwandfreier körperlicher Verfassung, lediglich ihre Kondition war aus naheliegenden Gründen anfangs etwas unterentwickelt; trotz Mangel an Bewegungsmöglichkeiten waren beide nicht mal pummelig.
Karlchen
Karlchen war unser erster Zweithamster, wir holten ihn spontan zu uns, er dürfte etwa zweieinhalb bis vier Monate alt gewesen sein. Sein Vorbesitzer hatte ihn als Komplettpaket "mit reichhaltiger Ausstattung" zum Verkauf angeboten, und wir wollten ihn davor bewahren, sein beengtes Leben vielleicht in einem Kinderzimmer weiterführen zu müssen. Fassungslos erfuhren wir, dass der junge Mann Karlchen einfach so "als Gag-Geschenk zum Geburtstag" bekommen hat! Unglaublich - wie kann man ein lebendes Wesen einfach so als Mitbringsel verschenken?
Karlchens Käfig hatte eine völlig unzureichende Grundfläche von 30cm x 40cm, wies jedoch eine beträchtliche Höhe auf und erinnerte eher an einen Vogelkäfig (obwohl so etwas anscheinend im "Fachhandel" tatsächlich als Nagerkäfig angeboten wird):
Ursprünglich war Karlchen sogar mit einem deutlich kleineren Käfig ausgestattet, aber der Missstand war wohl derart offensichtlich, dass der Halter den vom Volumen her deutlich größeren "Vogelkäfig" angeschafft hat; aufgrund von Platznot in der kleinen Studenten-WG war für ein mehr in die Breite gehendes Hamsterheim schlichtweg keine Stellfläche vorhanden.
Absolut unzureichend die Ausstattung: viel zu kleines Plastikhäuschen, winziges Laufrad (mit 13cm Durchmesser sogar kürzer als Karlchen von der Nasen- bis zur Schwanzspitze!), dünne Einstreuschicht, keine Toilette, kein Sandbad. Die Einstreu war allerdings nicht verdreckt, dem Anschein nach war die Pipi-Ecke häufig gereinigt worden. Karlchen mit seinem sonnigen Gemüt hatte offensichtlich das Beste aus diesen Rahmenbedingungen gemacht und seinen - wie sich herausstellen sollte - enormen Bewegungsdrang wenigstens durch ausgiebiges Klettern ausleben können.
Unser improvisiertes Notquartier in Gestalt des selbstgebauten ehemaligen Aufsatzes für einen handelsüblichen Käfig mit einer Grundfläche von 74cm x 50cm stellte - wenn auch für eine Dauerhaltung immer noch unzureichend - eine deutliche Verbesserung dar:
Karlchens Klettertalent kommt schnell zum Vorschein:
Unsere Befürchtungen, einen verhärmten, scheuen Hamstermann vorzufinden, erwiesen sich als unbegründet. Eigentlich war ein "Zweithamster" nicht geplant, wir wollten ihn retten und dann privat an hamstererfahrene Körnchengeber vermitteln; mit seiner offenen Freundlichkeit und Menschenbezogenheit hat er uns jedoch schnell um den Finger gewickelt, und so ein Juwel wollten wir nicht mehr hergeben. Somit musste sehr schnell ein geeignetes Gehege her. Grundlage sollten die großen Glasscheiben einer preiswerten Detolf-Vitrine (großes, schwedisches Möbelhaus) bilden.
Hier der Link zu weiteren Einzelheiten über Karlchens Detolf-Gehege.
Die Gehegeeinrichtung...
...wird ausgiebig genutzt:
Karlchen fühlt sich schnell wohl...
... und ist bald eindeutig der König in seinem Reich:
Das Sportgerät wird fleißig genutzt, um Kondition aufzubauen:
Der Sandbereich ist sowohl zum Wühlen als auch zum gelegentlichen Abchillen willkommen:
Ein so sportlicher junger Hamstermann braucht Herausforderungen; aus diesem Grund, und weil Karlchen selbst in einem tiefer befüllten Buddelbecken im Auslauf nicht buddelte, ist der Buddelbereich nicht so tief angefüllt, wie ursprünglich geplant (das dunkle Buddelmaterial hinter der Glasabtrennung ist Torf) :
Der Torf hat sich eher als ungeeignet erwiesen; trocknet er aus, ist er sehr staubig und lädt wohl deshalb nicht zum Buddeln ein. Heute verwende ich hier Baumwolleinsteu.
Viele Kletterpartien waren "just for fun",...
...andere hatten ein festes Ziel; Karlchens größter Lebenstraum - einmal oben auf dem Laufrad laufen - musste aber leider unerfüllt bleiben:
"Hallo Taxi!" Reges Hamsterleben spielt sich nicht nur im Gehege ab; im "Hand-Taxi" geht es fast jeden Abend gut gelaunt in den Auslauf (im Hintergrund noch das betagte WodentWheel, mit dem das Gehege zu Beginn ausgestattet war):
Karlchens munteres Treiben und sein Sunnyboy-Charme sorgten dafür, dass bei uns jeden Abend eine kleine Sonne aufging. Er war lebhaft und lauffreudig und genoss jeden Tag seines sonnigen Hamsterlebens in vollen Zügen, als ob es sein letzter wäre. Fast als wenn er es geahnt hätte: ein langes Leben war ihm nicht vergönnt, er wurde nicht einmal ein Jahr alt und starb plötzlich und unerwartet, wahrscheinlich an einem Tumor. Dennoch - oder gerade deshalb - waren wir froh, ihm ein Leben mit ausreichend Platz und viel Auslauf ermöglicht zu haben.