Systematik
Der größte als Heimtier lebende Hamster ist der aus Syrien stammende Goldhamster (Mesocricetus auratus), der zu den mittelgroßen Hamsterarten gehört. Die Mittelhamster (Mesocricetus) gehören zu der Unterfamilie der Hamster (Cricetinae), die der Familie der Wühler (Cricedidae) zugeordnet werden. In der Ordnung der Nagetiere (Rodentia) gehören sie zur Unterordnung der Mäuseverwandte (Myomorpha).
Aussehen
Der als Heimtier lebende, kurzhaarige, wildfarbende Goldhamster sieht im Wesentlichen genauso aus wie seine Verwandten in der freien Natur (es gibt Unterschiede bei der Ohrengröße und der Schwanzlänge), doch hat die Vielfalt seiner Erbanlagen durch die jahrelange Zucht beachtlich abgenommen.
wilder Goldhamster in seiner natürlichen Umgebung, der Hochebene von Aleppo/Syrien – Pressefoto der
Firma Rodenti e.K. zum Rodipet Goldhamster Schutzprogramm
Der Goldhamster hat ein kurzes, weiches Fell; es gibt ihn auch mit langen Haaren, letzterer wird umgangssprachlich oft als Teddyhamster bezeichnet. Das Fell des männlichen Teddys ist länger als das des weiblichen. Der manchmal gezüchtete Rexhamster – sein Fell ist gekräuselt, Wimpern und Tasthaare sind gelockt – wird aufgrund der dadurch verursachten Beeinträchtigung als Qualzucht diskutiert. Eine weitere Haarvariante ist das Satinfell, stark glänzend ohne Unterwolle, das in allen Goldhamsterfarben vorkommen kann.
Die natürliche Farbe des Goldhamsters ist goldbraun mit braunschwarzer Schattierung zur Rückmitte. Die Unterwolle ist durchgehend grau, der Bauch ist cremeweiß, die Brust mehr oder weniger braun mit weißem Mittelstreifen. Augen und Ohren sind dunkel, er hat schwarz-braune Backenstreifen, häufig zeigt auch der Oberkopf einen schwachen dunklen Längsstreifen.
wildfarbener Goldhamster (Kurzhaar)
Gezüchtet wird er zusätzlich in vielen Farben – von weiß, über beige, silbergrau, verschiedenen Brauntönen bis schwarz – mit Backenstreifen (Agoutifarben) und auch ohne (Selffarben).
cremefarbener Goldhamster (Kurzhaar)
langhaariger Goldhamster (Teddy) in Yellow umbrous mit Weißband
silver grey Goldhamster (Kurzhaar)
langhaariger Goldhamster (Teddy) in Zobel mit Weißband
Der Goldhamster wird ca. 15 cm bis 19 cm groß und erreicht ein Gewicht von 80 g bis 160 g. Manche Zuchttiere erreichen inzwischen auch 200 g und mehr, sie sind entsprechend größer; meist geht dies mit einer Reduzierung der Lebenserwartung einher. Mit seinen beiden Flankendrüsen markiert er sein Revier. Er hat ein gutes Gehör und einen ausgezeichneten Geruchssinn.
Lebensraum und Haltung als Heimtier
In freier Wildbahn, im Wesentlichen die Hochebene von Aleppo, lebt der Goldhamster auf Feldern und gern gräbt er sich seinen Bau an den Feldrändern mind. 50 cm, oft 70 cm und mehr tief in die Erde. Der Bau besteht aus mehreren Kammern, mindestens eine dient der Vorratshaltung, eine andere wird als Schlaf- und Nistraum weich ausgepolstert. Hier verschläft das kleine Tier den ganzen Tag. In der Dämmerung, oft auch erst nachts, wird es aktiv und begibt sich in einer für ihn interessanten Umgebung auf Futtersuche, etwa neun km soll es dabei nächtlich umherwandern.
Bedingt durch Lebensraumzerstörung und direkte Verfolgung setzte im Jahr 2008 das IUCN (International Union for Conservation of Nature) den wildlebenden Goldhamster auf die „Rote Liste der gefährdeten Arten“; es wurde davon ausgegangen, dass es weniger als 2500 geschlechtsreife wildlebende Tiere gab, die Tendenz war weiter rückläufig. (Über die derzeitige Situation – verf. Juni 2017 – liegen natürlich keine Angaben vor)
Auch in menschlicher Obhut sollte das kleine Tier, das in seinem Verhalten den wilden Verwandten gleicht, eine Umgebung vorfinden, die seinen Lauf-, Buddel und Erlebnisbedürfnissen entspricht. Sein Gehege sollte mindestens 100 cm x 50 cm Grundfläche haben und ausreichend hoch (wenigstens 10 cm, besser mehr) eingestreut sein. Auch als Heimtiere legen Goldhamster gerne Gangsysteme mit unterirdischen Kammern an, so dass mind. ein ausreichend großer Teilbereich mit geeigneter Streu wenigstens 25 cm hoch (besser mehr) eingestreut werden sollte. Verschiedene Einstreuarten erhöhen das Buddelvergnügen.
Ein bis zwei Hamsterhäuser oder ein Mehrkammernhaus werden zu seinem Bau mit Vorrats- und Schlafplatz. Interessant gestaltet wird das Gehege durch unterschiedliche Verstecke und Beschäftigungsmöglichkeiten wie Korktunnel, Weidenbrücken u.ä.
Der Buddelfreudigkeit und der Fellpflege dient ein ausreichend großes Sandbad (z.B. 40 cm lang, 25 cm breit und 12 cm hoch) mit Chinchillasand.
Auch in Gefangenschaft möchte der Hamster viele km laufen, dies wird durch ein ausreichend großes, sicher gestaltetes Laufrad (ab 27 cm Durchmesser, eine geschlossene Wand, ohne Schereneffekt) und einen gesicherten, abwechslungsreich gestalteten Auslauf in der Wohnung ermöglicht.
(siehe auch: Gehegebeispiele für Gold- und Teddyhamster, Ratgeber Gehegeinrichtung, Ratgeber Ausläufe)
Die Winter auf der Hochebene von Aleppo sind kalt und die syrischen Goldhamster verbringen sie geschützt in ihrem Bau, sie leben von ihren Vorräten und fallen wahrscheinlich von Zeit zu Zeit in den Winterschlaf. Unsere dominizierten Hamster halten keine Winterruhe, manche sind allerdings im Winter weniger aktiv und schlafen evtl. etwas länger. Die Tagestemperaturen in der Ursprungsheimat sind im Sommer recht heiß, doch kühlen sie nachts relativ stark ab. Am Gehegestandort sollten Zimmertemperaturen unter 15 Grad Celsius genauso vermieden werden wie Temperaturen über 25 Grad Celsius
Verhalten und Fortpflanzung
Der Goldhamster ist dämmerungs- und nachtaktiv. Wann er in Heimtierhaltung aufwacht und sein Haus verlässt, ist unterschiedlich. Manche Hamster zeigen sich erst gegen 23.00 Uhr oder später, viele bereits am frühen Abend. In ihren Schlaf- und Ruhephasen dürfen sie auf keinen Fall gestört werden. So niedlich sie auch anzusehen sind, sie sind weder Kuscheltiere noch Kinderspielzeug. Geweckt zu werden, bedeutet für sie großen Stress, auf den sie nicht selten aggressiv und mit Bissigkeit reagieren.
Respektiert der Mensch das arttypische Verhalten des Hamsters, so kann dieser mit etwas Geduld oft mehr oder weniger zutraulich werden, wobei junge Hamster in der Regel dazu mehr Zeit benötigen.
Goldhamster sind strikte Einzelgänger, außer zur Paarung dulden sie keine Artgenossen. In der Heimtierhaltung kann ein unterlegenes Tier nicht flüchten, so dass es zu schlimmen Kämpfen kommt, die zu schweren Verletzungen bis zum Tod führen können.
Als Heimtier können Goldhamster das ganze Jahr über Nachwuchs bekommen. Alle vier Tage ist das Weibchen paarungsbereit, dies ist meist am stärkeren Eigengeruch und an vermehrter Aktivität erkennbar. Sofort nach erfolgreicher Paarung, wird das Männchen aus dem Nest vertrieben. Nach 16 bis 19 Tagen Tragezeit ist das domestizierte wie das wilde Goldhamsterweibchen eine fürsorgliche, liebevolle Mutter.
wildfarbenes Goldhamsterweibchen mit Jungtier
Normalerweise besteht ein Wurf aus vier bis zehn Hamsterbabies. Bis diese 14 Tage alt sind, darf – außer der Gabe von Futter und frischem Wasser – nichts im Gehege berührt werden, auf Nestkontrolle ist unbedingt zu verzichten, die Hamstermutter hält ihr Nest selbst sauber. Vor dem 18. Lebenstag sollen die Hamsterbabies nicht vom Menschen angefasst werden. Wenn die Mutter sich nicht sicher fühlt, besteht die Gefahr, dass sie die Babys aus Fürsorge tötet.
Wenn die Jungen zwischen 22 und 28 Tage alt sind, trennt sie sich von ihnen und am 28. Tag nach der Geburt sollten die Hamster in Geschlechtergruppen aufgeteilt werden. Spätestens ab der 8. Lebenswoche möchte der Goldhamster ein glückliches Single-Dasein führen. (Mehr dazu: ungeplanter Nachwuchs – was tun?)
Ernährung
In seiner natürlichen Umgebung ernährt sich der Goldhamster von Getreide (z.B. Weizen, Hirse, Hafer, Roggen, Mais), von Grassamen und frischem Gras, von Kräutern und Blüten sowie von Insekten und deren Larven. Das Futter in der Heimtierhaltung sollte dem in der Natur nachempfunden sein und keine Farb-, Konservierungs- oder Zuckerstoffe enthalten. Frisches Gras mit seinen wichtigen Vitaminen, Gemüse und Früchte des natürlichen Lebensraums können durch die Gabe von frischem grünen Gemüse wie Salatgurke, Brokkoli usw. ersetzt werden, rotes Gemüse und Früchte (kein Steinbost) werden – wegen des enthaltenen Fruchtzuckers – nur in Maßen angeboten. Gammarus, Steppengrillen, Heuschrecken und Mehlwürmer sorgen, auch getrocknet, für das notwendige tierische Eiweiß. (mehr dazu im Ratgeber Ernährung)
Quellen
Hamster-Info (diebrain.de/hi-index1.html)
Infos der Uni Bern
hamsterschutz.de/index.htm (Goldhamsterschutzprogramm der Firma Rodipet)
Infos der Uni Halle-Wittenberg, u.a.: R. Gattermann: 70 Jahre Goldhamster in menschlicher Obhut …,
Mesocricetus_auratus …